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Neue Sorten braucht die Welt

Bis vor wenigen Jahren stammten fast alle Rebsorten, die für die Weinkelterung genutzt werden, von der Kulturrebe Vitis Vinifera ab. Sie ist eine der ältesten Kulturpflanzen und stammt aus dem vorderasiatischen Raum (Zweistromland, Südkaukasus). Während Jahrhunderten konnte sie in Europa problemlos angebaut werden, weil sie gegen die auftretenden Krankheiten und Schädlinge weitgehend resistent war. Ab 1850 jedoch wurden sowohl die Reblaus als auch die Pilzkrankheiten Echter und Falscher Mehltau aus Nordamerika eingeschleppt und brachten den europäischen Weinbau fast zum Zusammenbruch. Gegen die Reblaus fand man mit der Rebveredelung von den europäischen Sorten auf resistente amerikanische Sorten eine effektive Strategie, aber gegen den Befall von Mehltau konnte man sich nur mit chemischen Hilfsmitteln wehren. Seit über hundert Jahren müssen daher alle Kulturreben weltweit gegen diese Krankheiten gespritzt werden.

Aus Nordamerika und Asien sind Wildrebenarten bekannt, die resistent sind gegen diese Pilzkrankheiten, allerdings liefern sie geringen Ertrag und kaum genießbare Weine. An dieser Stelle setzt die Züchtung an: Sie kombiniert die positiven Ertrags- und Qualitätseigenschaften traditioneller Sorten mit den Resistenzen der Wildreben. Die Züchtungsarbeit an Rebstöcken ist langwierig: Die Entwicklung einer Rebsorte dauert bis zu 30 Jahre. Seit vielen Jahrzehnten arbeiten Forschungsinstitutionen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz an der Züchtung neuer, pilzwiderstandsfähiger Rebsorten. Auch der Schweizer Züchter Valentin Blattner hat sich auf diesem Gebiet einen hervorragenden Namen gemacht. Etliche neue, resistente Rebsorten sind in den letzten Jahren für den Anbau freigegeben worden. Sie sind auch qualitativ sehr vielversprechend und bieten Möglichkeiten zur Kelterung von Weinen in verschiedenen Stilrichtungen.

Bei den Winzerinnen und Winzern ist die Nachfrage nach den neuen Sorten sehr gross, da die Reduktion von Pflanzenschutz-Mitteln eine hohe Priorität hat. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Mit viel Engagement und Begeisterung werden in ganz Europa aus den neuen Sorten attraktive und hochwertige Weine gekeltert.

 

Entwicklung der Anbauflächen im Kanton Zürich: Der Anteil an PIWI-Sorten nimmt zu.Bildnachweis: Strickhof
Entwicklung der Anbauflächen im Kanton Zürich: Der Anteil an PIWI-Sorten nimmt zu. Bildnachweis: Strickhof